Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel´!
„Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön´s hier war. Alles grau und weiß und grün und später nicht mehr wahr!“ Diese Liedzeile von Nina Hagen geht mir nicht mehr aus dem Hirn in den letzten Tagen 😉 Dieses dominante GRAU überall… gut zu wissen, dass es ja nur scheinbar so ist und zeitlich begrenzt.
Trotz Herbstwetterfront haben die Arbeitsstunden in den vergangenen zwei Wochen jede Stechuhr gesprengt! Wetterdienste, Kraniche und Lebenserfahrung waren sich einig, dass es wohl demnächst kalt und nass wird. Das führte zu ungehemmtem Aktionismus in der Bauernschaft. Die einen fahren Mais und den letzten Grasschnitt ins Silo, die anderen pflücken die letzten Äpfel. Wir haben Kartoffeln gerodet vom Morgengrauen bis zum Mondaufgang, teilweise in zwei Schichten und natürlich mit Verpflegung bis an den Ackerrand.
Das Geschehen um diese Kartoffelernte hat den Alltag stark beeinflusst und mitbestimmt. Aber nun ist es geschafft! Am Samstag wurden die letzten Reihen gerodet und ausnahmsweise mal am Sonntag die letzten Kisten eingelagert. Nun können wir uns wieder anderen wichtigen Dingen zuwenden, die ebenfalls gut auf Regen und Frost verzichten können. Gerade im richtigen Moment wurde uns ein beeindruckender Haufen Holz vor die Werkstatt gesetzt, der dringend benötigt wird. Daraus werden just in time neue Behausungen für viele Lagergemüse gezimmert, die nun an die Reihe kommen: Möhren, Rote Bete, Sellerie, Steckrüben, letzte Butternut, Hokkaido und Süßkartoffeln. Die Herbsternte ist also noch nicht zu Ende.
Gleichermaßen im Endspurt befinden sich die Fruchtgemüse-Kulturen Zucchini, Paprika, Tomaten und Gurken. Wir ernten hier nur noch Restmengen und arbeiten im Gewächshaus darauf hin, dass der Häcksler Anfang November kommen kann, um die Pflanzen zu zerkleinern. Die nächste Bepflanzung für die Folientunnel steht auch schon bereit: Winterpostelein, Rote Bete Blätter und Barbarakraut.
Richtig Spaß macht aktuell der Broccoli, der wirklich aussieht wie gemalt und exzellent schmeckt! Auch der Fenchel lässt uns staunen: Ob eine Knolle mit knapp einem Kilo Gewicht vielleicht mal ´ne Ernährungsberatung braucht?! Und der Lauch ist wie es scheint auch gerade im Madenstadium. Hat wohl mit guter Pflege und passendem Wetter zu tun. #eskannjauchmalwasgutwerden
Die abgeernteten Felder werden nun noch zügig bearbeitet und teilweise mit einer Gründüngung eingesät, die für die Erholung des Bodens über den Winter sehr wichtig ist. Hier und heute eine Mischung aus 34% Wicke und 66% Roggen.
2025 ist unsere kleine Ackerlei- Welt von vielen Umbrüchen geprägt. So auch in unserem Team der Direktvermarktung. Wir haben diese Woche wiedermal eine Verabschiedung im Kalender stehen gehabt.
Ein Urgestein nicht nur bei Ackerlei, sondern in der Biobewegung im Rhein-Main-Gebiet, mussten wir in den wohlverdienten Ruhestand ziehen lassen. Liz Hoffmann hat viele Jahre lang selbst zwei der ersten Bioläden in Frankfurt geführt, hat sich eingesetzt für Vollwertkost, gesunde Ernährung und biologischen Landbau. Seit über 20 Jahren hat sie unser Hofladenteam in Oberissigheim bereichert mit ihrem unglaublichen Wissen über diese Themen und die Gesichter und Geschichte der Bio-Bewegung. Wir sind Liz von Herzen dankbar, dass wir sie treu und loyal an unserer Seite hatten in diesen vielen Jahren, in denen unser Betrieb sich entwickelt hat und der Hofladen stetig mit uns gewachsen ist. Liz hat alles mitgemacht, viele Mitarbeiter mit eingearbeitet, in Seligenstadt im Hofladen am Anfang Aufbauhilfe geleistet und wir konnten immer auf sie zählen. Wenn es ihn gäbe, würden wir ihr den schwarzen Gürtel für Zuverlässigkeit und Beständigkeit überreichen!
Einen weiteren Mitarbeiter haben wir gleichzeitig verabschiedet: David Tugend ist quasi durch Geburt zum Ackerleier geworden und mit uns mitgewachsen. In den letzten 15 Jahre war er in vielen Bereichen tätig vom Abokisten-Packer, Packstellenleiter und Fahrer, LKW-Fahrer für die Landwirtschaft und zuletzt verantwortlicher Mitarbeiter für unsere Wochenmärkte. Dort im Verkauf und im direkten Kundenkontakt fühlte David sich am besten aufgehoben und war sehr gerne das freundliche Ackerlei-Gesicht an unseren Marktständen. Solche wetterfesten Frühaufsteher findet man selten und wir sind dankbar für den treuen Einsatz in all dieser Zeit. Nun sind neue Wege im Lebensplan.
Wir wünschen Liz und David auch von dieser Stelle von Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen für die nächsten Lebensabschnitte und für alles, was noch kommt. Danke für alles!
P.S. Wie das nun mit unseren Märkten weitergeht, erzählen wir beim nächsten Mal!
Eben ist noch Herbst im Hofladen, jedoch warten schon die hübsch verpackten Leckereien mit Weihnachtsduft im Lager darauf, endlich ausgepackt zu werden! Da die Adventszeit ja immer so plötzlich da ist, hier schonmal ein Veranstaltungshinweis: Am 22. November laden wir ein zum Adventskranzbinden mit Susanne! Wer sich darin mal versuchen möchte, kann sich schon jetzt informieren und anmelden über unsere Homepage oder im Hofladen: Bio-Adventskränze binden mit Susanne
Jetzt geht’s also in die letzten Wochen dieses Jahres und wir sind sehr gespannt, was sich noch alles tut.
Unsere zwei übriggebliebenen Schafmuttis Biggi und No-Name schauen auch erwartungsvoll in die Zukunft. Sie haben nämlich einen neuen Gesellschafter bekommen: August – eher der Halbstarke. Wie gut er seinen Auftrag verstanden hat, werden wir im Frühjahr sehen, wenn das Grau sich wieder verzogen hat. 😊
Ich freu mich auf eine Stunde mehr Schlaf am Sonntag und wünsche allen einen guten Start in die Winterzeit,
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
P.S. Wenn man genau hinguckt, findet man auch Farben!
