Landwirtschaft und Glücksspiel…

Wettertechnisch gesehen stehen wir seit guten sechs Wochen auf der Sonnenseite Deutschlands. Die Kaffeemengen, die durch Ackerlei-Tassen fließen, sind eindeutig größer als die Wassermengen, die in dieser Zeit den Weg vom Himmel herab auf unsere Felder gefunden haben. Selbst als es letzte Woche „flächendeckend!“ geregnet hat, haben wir nicht einen Liter abbekommen. Nur gut, dass wir wenigstens mit etwas besser gefüllten Reserven in diese Trockenzeit starten konnten.

Jedoch verursacht der nicht vorhandene Regen mittlerweile nicht nur sichtbehindernde Staubwolken bei allen Ackerarbeiten, sondern auch alltägliche Herausforderungen. Es führt auch dazu, dass wir einige Kulturen, die wir in den letzten 25 Jahren angebaut haben, einfach streichen müssen oder zumindest über Sommer nicht mehr anbauen können, weil sie nicht mehr in das veränderte Klima passen. Salate, Radieschen, Spinat, Fenchel,… zum Beispiel gelingen nur mit kontinuierlicher Wasserzufuhr. Selbst die ersten Zucchinisätze und der frühe Kohl haben enorme Anlaufschwierigkeiten. Manche Saat geht auch einfach nicht auf. Eine weitere Begleiterscheinung sind unübersehbare Schädlingsheere, wie Läuse und Kohleulen - letztere hinterlassen zwar schöne Muster und null Kalorien an dieser Stelle, aber so war das nicht gedacht.

Glücklicherweise durften wir ein Gewächshaus bauen, in dem wunderbare Gurken und Tomaten klimagesteuert, überwacht und relativ sicher wachsen können – egal was draußen passiert. Glücklicherweise gibt es Menschen, die schon einige Jahre an Methoden forschen und arbeiten Gemüse maximal wassersparend anzubauen, die Maschinen extra dafür entwickeln, die mit uns zusammenarbeiten und uns schulen, helfen, zur Not mal eben vorbeikommen,… und uns so in die Lage versetzt haben, mit der Mulchtechnik viel Wasser zu sparen und trotzdem am Ende Gemüse zu ernten.

Glücklicherweise haben wir größtenteils gute Böden zur Verfügung, die durch die langjährige ökologische Bewirtschaftung ein aktives Bodenleben haben und somit einfach grundsätzlich besser aufgestellt sind.

Bei den Unwettern letzte Woche beispielsweise in Kassel und Berlin konnten wir von Glück sagen, dass wir nicht betroffen waren - und dankbar weiter Beregnungsmaschinen auf die Felder stellen.

Glücklich sind wir über eine planmäßig gelaufene Wick-Roggen-Ernte, wofür einiges an größeren Gerätschaften, Manpower und passendes Wetter zusammen kommen müssen, damit das gut läuft. Solche Zeiten sind spannend - durchaus auch angespannt – und irgendwie flimmert da immer so ein bisschen die Luft, wenn solche Manöver auf dem Plan stehen. Ein Reel dazu gibt es auf Instagram.

Glücklich ist der Chef, dessen Mitarbeiter auch mal länger machen, wenn´s drauf ankommt… wie hier am Wochenende, als der erste Satz Gurken gegen seine Nachfolger ersetzt werden musste. Wenn die Pflanzen dann da sind, muss es laufen und am Ende des Tages jedes Pflänzchen ans Wasser angeschlossen sein – Feierabend hin oder her.

Lauch pflanzen setzen bei 30 Grad… Glücklicherweise hat die Pflanzmaschine ein Dach, so dass niemand in der prallen Sonne sitzen muss. Wie der Lauch das findet? Werden wir noch sehen…

Zum Glück gibt’s nicht nur Schädlinge! Auch jede Menge nützliches Getier ist für uns im Einsatz.

Von Glück kann man vielleicht auch reden, wenn die örtliche Politik sich für die ortsansässigen Betriebe interessiert und einfach mal auf einen Besuch vorbei kommt, um uns kennenzulernen und zu überlegen, wo man eventuell zusammen arbeiten kann. Das gab es jetzt zum ersten Mal in der Geschichte unseres Betriebes. Danke, an Bürgermeisterin Sylvia Braun und ihre Mitarbeiter für den netten Austausch und ihr ehrliches Interesse!

Richtig glücklich sind wohl die jungen Menschen, die heute ihre praktische Abschlussprüfung im Bereich Gemüsebau bei uns im Betrieb an verschiedenen Stationen absolvieren durften. Wir gehen davon aus, dass der mündliche Teil nun auch noch glatt geht und gratulieren allen Prüflingen - besonders herzlich unserer Auszubildenden Elvedina und wünschen ihr einen guten Start ins Gärtnerinnenleben bei Ackerlei! (in der Mitte auf dem Bild)

Tja, das Landwirtschaft nicht nur Frieden und Freude ist, dürfte klar sein; spielend leicht funktioniert das Ganze auch nicht, aber liegt Glück nicht im Auge des Betrachters? Darüber kann man sicher noch ein bisschen sinnieren! Am besten im Grünen, mit netten Menschen, kühlen Getränken und schmackhaftem Essen… wie hier beim letzten gemütlichen Saisongarten-Treffen unterm Nussbaum.